Künstlich, aufgebläht und überfällig
Nach der möglicherweise stärksten Straffung der Geldpolitik durch die US-Notenbank wächst die Gefahr einer Kreditkrise. In unserem Bericht 2020 haben wir den Zustand der Finanzmärkte und der Weltwirtschaft als "künstlich, aufgebläht und überfällig" zusammengefasst. Jetzt, rund zweieinhalb Jahre später, haben sich unsere Prognosen und Befürchtungen mit überraschender Genauigkeit und Kraft bewahrheitet.
"Künstlich, aufgebläht und überfällig" ist ein Auszug aus der Einleitung unseres Sonderberichts vom Mai 2023, Deeper Into the New Era - Navigating the Shifts & Turning Points Ahead. Sie können den gesamten Bericht unter dem folgenden Link herunterladen und lesen:
https://www.bficapital.com/specialreport2023. Wenn Sie ein physisches Exemplar erhalten möchten, senden Sie uns bitte Ihre Anfrage an ,info@bficapital.com und geben Sie Ihre Postanschrift an.
Seit über vierzig Jahren und vor allem in den letzten 15 Jahren haben sich die Finanzmärkte an ein Umfeld sinkender Zinssätze gewöhnt - eine Ära "billiger Liquidität". Diese Zeit ist vorbei! Wir befinden uns jetzt in einem grundlegenden Wandel und blicken in eine Zukunft mit hoher Inflation und hohen Zinsen. Die Fragen, die sich die Anleger stellen, lauten: Wie muss man in einem solchen Umfeld investieren? Und wie muss sich ihre Strategie ändern, wenn sich das Blatt so wendet?
Eines scheint klar: Die "Goldlöckchen-Wirtschaft" ist vorbei! Die Wirtschaft ist ein komplexes System. Ihre Gesundheit wird von vielen Faktoren beeinflusst. Bis vor etwa 5 Jahren schienen diese Faktoren noch in einer Weise aufeinander abgestimmt zu sein, die eine relativ gute Sichtbarkeit und Zuversicht ermöglichte.
Es herrschte eine monetär gesteuerte Weltwirtschaft, in der sich die Finanzmärkte weitgehend auf die Reden und Maßnahmen der Zentralbanker konzentrierten. Es war eine Zeit mit viel Rückenwind für die Wirtschaft und die Finanzmärkte. Doch vor ein paar Jahren begannen sich die Dinge von der Goldlöckchen-Wirtschaft zu entfernen.
Im Jahr 2020 veröffentlichten wir einen Sonderbericht mit dem Titel "On the Brink of a New Era - Are You Prepared?". Die damalige Analyse war eindeutig: Nach einer 40-jährigen Periode des "leichten Geldes" hatte die exzessive Geldschöpfung zu enormen Fehlallokationen von Kapital und einer übermäßigen Verschuldung auf der ganzen Welt geführt. Während der COVID-19-Pandemie schließlich öffneten die Zentralbanken und Regierungen ihre Geldhähne auf spektakuläre und noch nie dagewesene Weise.
Die hässlichen Folgen werden nun vor unseren Augen sichtbar - mal langsam, dann wieder in rasanten Schüben und Verschiebungen. Das wird leider auch in den kommenden Jahren so bleiben. Wir müssen uns also anschnallen und uns auf eine etwas holprige Fahrt einstellen.
Wichtige Faktoren, die heute zu berücksichtigen sind
Die Entwicklungen der letzten Jahre haben die Dynamik des Gesamtbildes rasch komplexer werden lassen. Bis vor kurzem war die Geldpolitik der wichtigste Faktor, den es zu beobachten galt. Jetzt sind mehrere bewegliche Teile und treibende Kräfte hinzugekommen.
Wir sind Zeuge eines seltenen Zusammentreffens von Veränderungen in mehreren Dimensionen - von technologischer Innovation und Globalisierung bis hin zum internationalen Währungssystem und negativer Demografie, vom wachsenden Wohlstandsgefälle bis zur extremen politischen Polarisierung. Wir werden versuchen, in diesem Bericht die meisten der relevanten Punkte anzusprechen. Wir wollen uns jedoch vor allem auf drei Faktoren konzentrieren, die sich als die neuen dominierenden Kräfte herauskristallisiert haben, mit denen wir rechnen müssen:
Geopolitik im Rampenlicht
Der Ukraine-Krieg war ein Weckruf und der Startschuss für das, was heute allgemein als "Kalter Krieg II" bezeichnet wird. Er hat die geopolitische Landschaft schnell in einen scharfen Fokus gerückt. Der Ukraine-Krieg ist jedoch nur ein Symptom für ein größeres Problem, das zuweilen als "Thukydides-Falle" bezeichnet wird. Sie beschreibt die Tendenz zu Konflikten und Kriegen, wenn eine aufstrebende Macht droht, einen etablierten Hegemon zu entthronen. Der Begriff stammt von dem antiken griechischen Historiker und Militärgeneral Thukydides. Er vertrat die Ansicht, der Peloponnesische Krieg zwischen Athen und Sparta sei unvermeidlich gewesen, weil die Spartaner die wachsende Macht Athens fürchteten.
Diese Art von Konstellation hat sich seitdem immer wieder wiederholt. Heute ist China der Herausforderer Amerikas. Je mehr Macht es erlangt, desto größer wird die Gefahr von Konflikten. Die tektonische Verschiebung weg von einem System amerikanischer Dominanz und hin zu einer bi- oder multipolaren Welt wird nicht ruhig und unauffällig vonstatten gehen. Und militärische Konflikte könnten wieder einmal unvermeidlich sein.
Westliche Gesellschaften in Aufruhr
Die zweite Kraft liegt im Fehlen einheitlicher Werte, im Verfall unserer traditionellen und spirituellen Wurzeln und in der extremen Polarisierung der Gesellschaften im Westen, wobei Amerika im Epizentrum eines wachsenden Konflikts gesellschaftlicher Visionen steht. Im Westen zeigen wir gerne mit dem Finger auf den Mangel an Freiheit, Rechtsstaatlichkeit und Gewaltenteilung in autokratischen Regimen wie China und Russland. Der Westen muss jedoch einen genauen Blick in den Spiegel werfen.
Unsere ehemals freien Nationen, die auf demokratischen Prinzipien und den Rechten und Freiheiten souveräner Individuen aufgebaut waren, sind in Wahrheit immer schwerer von diesen Regimen zu unterscheiden. Die zunehmend zentralistische Zensur, die Propaganda, die Korruption, die dirigistische Politik und die finanzielle Unterdrückung, die alle schrittweise und von den meisten unbemerkt voranschreiten, stellen ein erhebliches Risiko für den westlichen und globalen Wohlstand und Frieden dar. Das alles erinnert uns unheimlich an George Orwells "Farm der Tiere". Die Schweine sind wieder am Werk!
Eine Welt, die in Schulden ertrinkt
Der dritte und unserer Ansicht nach folgenreichste Faktor ist die übermäßige Verschuldung, die aus dem Fehlen staatlicher Beschränkungen und monetärer Zwänge resultiert. Sie ist letztlich das Ergebnis eines fehlerhaften globalen Finanz- und Währungssystems, das auf einem fehlerhaften Mindestreserve-Bankensystem beruht und von zutiefst fehlerhaften Institutionen und Führungspersönlichkeiten geleitet wird.
Während der aktuellen Bankenkrise wurden die Risse im System für alle deutlich sichtbar. Der Finanzmarkt spiegelt die Psychologie und das Verhalten der Menschen wider. Die Stabilität des Finanzsystems beruht in erster Linie auf dem Vertrauen dieser Menschen. Wenn das Vertrauen in dieses "Fiat"-System zu bröckeln beginnt - ein System, das auf nichts anderem aufgebaut ist als auf den Versprechungen und Vorschriften hoch verschuldeter Regierungen - sind wir gut beraten, dies zur Kenntnis zu nehmen.
Das Vertrauen in das Finanzsystem und seine Institutionen wird über Jahrzehnte aufgebaut und kann doch innerhalb weniger Tage zerstört werden. Wie bei einem Dominostein gerät nach dem Fall einer Bank die nächst schwächere Bank ins Wanken. Das Vertrauen ist kompromittiert, wenn nicht sogar unwiderruflich beschädigt. Es wiederzugewinnen, wird Zeit brauchen und schwierig sein.

Künstlich, aufgebläht und überfällig
Nach der möglicherweise stärksten geldpolitischen Straffung durch die US-Notenbank, die in Abbildung 1 dargestellt ist, wächst die Gefahr einer Kreditkrise. In unserem Bericht 2020 haben wir den Zustand der Finanzmärkte und der Weltwirtschaft als "künstlich, aufgebläht und überfällig" zusammengefasst. Jetzt, rund zweieinhalb Jahre später, haben sich unsere Prognosen und Befürchtungen mit überraschender Genauigkeit und Kraft bewahrheitet.
Heute stehen wir nicht mehr nur "am Rande" einer neuen Ära, sondern bewegen uns tiefer hinein, und zwar schneller, als selbst wir erwartet hatten. Wir sind in eine Übergangsphase eingetreten, in der die wohl größte Blase aller Zeiten entweder mit einem Zischen, einer Reihe von Knallern oder einem gigantischen Knall platzen wird.
Die Wirtschaftsmedizin, die früher tassenweise verabreicht wurde, wird neuerdings fassweise verabreicht. Diese einst undenkbaren Dosierungen werden mit ziemlicher Sicherheit unwillkommene Nachwirkungen nach sich ziehen. Wie diese genau aussehen werden, kann man nur vermuten, aber eine wahrscheinliche Folge ist ein Inflationsansturm. ~ Warren Buffet
>> Um mehr darüber zu erfahren, wie sich Investoren vorbereiten können, laden Sie den Sonderbericht hier herunter.
