Stromausfälle auf der Iberischen Halbinsel: Nur die Spitze des Eisbergs der europäischen Energiekrise
Am 28. April erlebte die Iberische Halbinsel ihre bisher wohl einscheidensten und schwersten Stromausfälle. Grosse Teile Spaniens, Portugals und Südfrankreichs lagen über zehn Stunden in der Dunkelheit.
Öffentliche Verkehrsmittel steckten stundenlang fest und Millionen von Einwohnern verloren Telefonempfang und Internetzugang. Allein in Madrid rückten Rettungskräfte zu 286 Gebäuden aus, um Personen, die beispielsweise in Aufzügen feststeckten, zu befreien. Geldautomaten und Kartenzahlungen funktionierten nicht mehr und einige Tankstellen schlossen ihre Türen komplett. Flüge mussten wegen fehlender Beleuchtung umgeleitet und gestrichen werden und Krankenhäuser waren gezwungen, auf Notfallprotokolle auszuweichen.
Anwohner Madrids schilderten die Stimmung gegenüber BBC als “hysterisch” und “panisch”. In Geschäften, die noch zugänglich waren, deckten sich viele mit exzessiven Hamsterkäufen ein. “Es war sehr chaotisch”, erzählte ein Anwohner, “Niemand wusste, was los ist.” Diese Ungewissheit nannten viele Zeugen als “das Schlimmste”. Niemand – nicht einmal die Behörden – wussten, was passiert war oder wie lange die Ausfälle anhalten würden. War es ein Terroranschlag? Ein Cyberangriff? Oder, noch schlimmer: Hat es etwas mit dem Ukraine-Russland Krieg zu tun?
Mit der Rückkehr des Stroms legte sich der Staub und es stellte sich heraus, dass keines dieser Horrorszenarien die Ursache war. Die Stromausfälle waren selbstverschuldet – was manch nüchterner Betrachter als noch schlimmer bewerten würde. Die Ausfälle waren die Direktfolge einer langjährigen politischen Agenda, die zu verheerenden Fehlinvestitionen, ideologisch motivierten Gesetzen und folgenschweren Verzerrungen im Energiesektor führten.
Der Fanatismus der “Grünen Agenda” erreichte in den letzten Jahren seinen Höhepunkt. Mit dem 2019 vereinbahrten “Europäischen Grünen Deal” setzte sich die Idee, dass nachhaltige Energie fossile Brennstoffe komplett und unmittelbar ersetzen muss, in den meisten Europäischen Kernstaaten durch und leitete die Energiewende in der EU ein. Das ambitionierte Ziel? Vollständige Klimaneutralität bis 2050. Obwohl die Mission nobel klingt, war deren Umsetzung folgenschwer.
Die extrem grosszügigen Subventionen für erneuerbare Energien und „grüne“ Unternehmensinitiativen führten zu massivem Greenwashing. Noch mehr Schaden richteten die gleichzeitigen Sanktionierungen an. Sie führten Europa-weit zur überhasteten Stillegung von Kernkraftwerken, die bis dahin eine wichtige Energiequelle darstellten.
Nach der Implementation des “Grünen Deals” wurde jedoch schnell klar, dass Wind- und Solarkraft die durch die Schliessung der Kernkraftwerke entstandene Energielücke nicht ausreichend schliessen können. Europa wurde zunehmend abhängig von importierter Energie – bis Ende 2022 hatte diese Abhängikeit mit 62.5% importierter Energie das höchste Mass seit 1990 erreicht. Zu einem signifikanten Teil stammte die importierte Energie aus Russland. Die durch den Russland-Ukraine-Krieg ausgelösten Sanktionen gegen Russische Energieimporte führten daher zu Rekord Energiepreisen in Europa, sodass sich viele Haushalte plötzlich mit einer lange undenkbaren Entscheidung konfrontiert sahen: Essen oder heizen.
Die Inflation, die durch Covid Konjunkturprogramme – Subventionen, Pandemie-Hilfen und Notfallkredite - in die Höhe geschnellt war, verschärfte diese selbstverschuldete Krise zusätzlich. Verbraucherpreise erreichten neue Rekordhöhen.
Politisches Sektenverhalten versus öffentliches Interesse
Ökonome und Fondsmanager, Daniel Lacalle, beschreibt das Problem in seiner hochkarätigen Analyse zu den Stromausfällen wie folgt: „(EU) Regierungen verschrieben sich der Schliessung von Kernkraftwerken indem sie diese durch exzessive Besteuerung untragbar machten, einen volatilen Energiemix aufzwangen und Energie grundätzlich mit erhöhten Steuern und Administrationsverzügen belasteten. Erneuerbare Energien sind zwar wichtig in einem ausgewogenen Energiemix, aber aufgrund ihrer Unbeständigkeit nicht stabil genug. Ein ausgewogenes System, das durch einen Mix aus Wasserkraft, Kernenergie und Ergas als Backup einen zuverlässigen, ausreichenden Grundstock an Energie sicherstellt, ist daher essenziell. Der unnötige, konfiskatorische Ausschluss von Kernenergie war eine der Hauptursachen dieses Desasters.“
Und, dieses Problem der unzuverlässigen Energieversorung betrifft nicht nur Spanien, oder die EU. Stromausfälle sind auch in anderen “fortgeschrittenen” Ländern wieder am Zunehmen: Australien (2016), Deutschland (2017), und England (2019) hatten ähnliche Erfahrungen mit Blackouts oder beinahe-Blackouts.
Trotzdem scheint der politische, grüne Eifer in manchen Ländern ungebremst – Massnahmen, die zu diesen Ausfällen geführt haben, werden unbeirrt weiter vorangetrieben. So hält die Spanische Regierung auch nach dem Blackout am Ziel fest, alle sieben heimischen Kernkraftwerke in den nächsten zehn Jahren auszuschalten und, das letzte Kohlekraftwerk noch diese Jahr zu schliessen – ungeachtet der zahlreichen Apelle, diese Strategie zu überdenken. Kernkraftwerke stellen noch immer 20% der Energieversorgung sicher.
Was kommt als Nächstes?
Langsam gibt es jedoch auch EU Länder, die auf die Energiekrise der letzten Jahre reagieren und die Strategie anpassen wollen. So hat Frankreich, gmeinesam mit einigen anderen Staaten, gefordert, Kernkraft in der EU Gesetzgebung mit anderen erneuerbaren Energien gleichzusetzen. Deutschland, lange einer der lautesten Anti-Kernkraft-Vertreter, nahm erst kürzlich einen Schritt zurück von seiner harten Position. Nachdem der Staat 2023 – den damaligen Rekord-Energiepreise zu Trotze – auch noch die letzten drei Kernkraftwerke geschlossen hatte, deutete der neue Bundeskanzler, Friedrich Merz, kürzlich an, er werde die Französischen Initiativen zur Wiederaufnahme der Kernenergie nicht länger blockieren.
Diese Entwicklungen lassen auf eine Verbesserung der Energiesicherheit Europas hoffen, besonders nachdem weitere Mitglieder, wie die Niederlande und Belgien, ihre Pläne zur Schliessung aller Kernkraftwerke revidiert haben und Atomkraft wieder einbinden wollen.
Es gilt jedoch zu bedenken: Politische Entscheidungen dauern in Brüssel – wie auch in den EU Mitgliedstaaten – schmerzhaft lange. Eine baldige Behebung des über ein Jahrzehnt angerichteten Schadens ist daher nicht zu erwarten.
Bei der BFI war “Business Continuity Management” seit jeher zentral. Mit der Vorbereitung auf ein Blackout-Szenario, begannen wir bereits 2021, als dies als potenzielles Riskiko von den wenigsten ernst genommen wurde.
Wir erachten das Risiko eines Blackouts in der Schweiz als sehr gering, bereiten uns jedoch aufgrund der weitreichenden Ausfälle eines solchen Szenarios trotzdem gewissenhaft vor. Eins unserer Hauptziele ist es, einem Unterbruch der Kommunikation mit unseren Kunden vorzubeugen. Selbstverständlich ist es möglich, dass die Umstände uns nicht erlauben, dieselbe Reaktionsgeschwindigkeit oder direkte Ausführung von Aufträgen zu gewährleisten, wir haben jedoch zuverlässige Kommunkationswege vorbereitet, um unsere Kunden stets informieren zu können.
Unsere Massnahmen ermöglichen es uns, mehrere Wochen lang während Strommangels operativ zu bleiben: Unsere Stromversorgung ist auch während eines Blackouts gesichert, wir besitzen Satelliten-Internet und -Telefone und wir haben ein Lager mit der nötigen Ausrüstung und Versorgung für unser Team.
As we’ve repeated many times before, being forewarned is forearmed.
